BUND Landesverband
Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Agrarbündnis fordert mehr Ökolandbau für mehr Klimaschutz!

14. März 2023 | Landwirtschaft, Massentierhaltung, Naturschutz, Naturschutz, Ökolandbau

- Klimakrise beeinflusst Landwirtschaft weltweit negativ, - Ökologischer Landbau fördert insgesamt die Klimaresilienz der Landwirtschaft, - Moorschutz durch extensive Weidehaltung oder Paludikultur, - konkrete landwirtschaftliche Maßnahmen für das Klimaschutzgesetz MV.

Am Mittwoch, 15.03.2023 findet im Güstrower Bürgerhaus, Sonnenplatz 1 von 10:00 bis 16.00 Uhr die landesweite 18. Wintertagung des Agrarbündnisses Mecklenburg-Vorpommern statt zum Thema: „Klimaschutz durch Ökolandbau“.

Dr. Burkhard Roloff, Ökolandbau-Experte des BUND zum Anlass der landesweiten Fachtagung: „Der sogenannte Klimawandel findet statt: weltweit, hier und jetzt. Die Ursachen für diese menschengemachte Klimakrise sind u.a. die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die Abholzung von Wäldern, die Trockenlegung von Mooren, die Produktion und die Ausbringung von synthetischen Stickstoffdüngern sowie die industrielle Pflanzen- und Tierproduktion. Symptome sind u.a. extreme Hitze und Dürre sowie Starkniederschläge und Überschwemmungen. Die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft sind heute bereits weltweit real und gehen von abnehmenden Erträgen, höheren Ertragsschwankungen bis zur Aufgabe der landwirtschaftlichen Erzeugung. Die Zunahme der Bodenerosion durch Wind in trockenen Sommern und durch Wasser nach Starkniederschlägen im Winter führt zu höheren Humusverlusten. Die Böden verlieren ihre wichtigen Funktionen wie Wasser- und Nährstoffspeicherung sowie ihre Eignung als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Aber auch die Artenvielfalt wird negativ beeinflusst durch die veränderten Lebensbedingungen bzw. die dramatischen Landnutzungsänderungen.“

Roloff begründet die berechtigte Forderung nach mehr Ökolandbau: „Wir fordern mehr Ökolandbau für mehr Klimaschutz, denn der ökologische Landbau als weltweit erprobtes Anbausystem fördert insgesamt die Klimaresilienz, also die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft gegenüber den Folgen der Klimakrise. Wegen des freiwilligen Verzichts auf chemisch-syntetische Pflanzenschutz- und Düngemittel und dem geringeren Viehbestand je Fläche ist der Ökolandbau gegenüber dem konventionellen Landbau klimafreundlicher. Empirische Messungen ergaben, dass die Böden unter ökologischer Wirtschaftsweise in unseren gemäßigten Klimazonen weniger Treibhausgase produzieren. Landwirtschaftliche Böden sind ein wichtiger Kohlenstoff-Speicher. Der im Ökolandbau unverzichtbare Humusaufbau führt zur nachweislich höheren Kohlenstoff-Speicherung in den Böden. Bio-Böden weisen im Schnitt einen 10 % höheren Gehalt an organischem Bodenkohlenstoff auf. Die Anpflanzung von Gehölzstrukturen, wie in Agroforstsystemen trägt zum Humusaufbau bei. Der Ökolandbau ist auch positiv mit Blick auf die Klimaanpassung durch die bessere Aggregatstabilität und Infiltration der Böden, denn ökologisch bewirtschaftete Böden nehmen nachweislich schneller Wasser auf und speichern dieses besser. Das ist vorteilhaft sowohl bei Starkregen als auch bei Trockenheit.“

Roloff zu möglichen praktischen Maßnahmen für mehr Klimaschutz durch Ökolandbau:Neben höheren Erträgen und Tierleistungen sollten Bio-Betriebe möglichst geschlossene Nährstoffkreisläufe mit Tierhaltung und Ackerbau anstreben und Stickstoffverluste vermeiden. Auch vielfältige Fruchtfolgen mit hohen Kleegrasanteilen unterstützen nachweislich eine klimaschonende Landwirtschaft.“

Roloff zum aktuellen Thema Moorschutz bzw. extensive Grünlandnutzung im Niedermoor: „Derzeit sind bundesweit 95% der Moorböden entwässert und zum größten Teil in land- und forstwirtschaftlicher Nutzung. In Mecklenburg-Vorpommern sind 13 % der Landesfläche Moore, die 30 % der Treibhausgasemissionen des Landes verursachen. Zur Verringerung der enormen Treibhausgasemissionen aus den Niedermooren müssen die Moore wieder vernässt werden, so dass eine moorschonende oder moorerhaltende Bewirtschaftung möglich wird durch extensive Weidehaltung mit Schafen, Rindern bzw. Wasserbüffeln oder durch die sogenannte Paludikultur, d.h. die landwirtschaftliche Nutzung nasser Moorstandorte.“

Roloff zu den von der Bundesregierung im Klimaschutzprogramm 2030 zur Umsetzung des Klimaschutzgesetzes und des Klimaschutzplans verabschiedeten Maßnahmen: „Wir begrüßen die darin empfohlenen fünf konkreten landwirtschaftliche Maßnahmen wie die Senkung der Stickstoffüberschüsse einschließlich Minderung von Ammoniakemissionen und Verminderung der Lachgasemissionen, die Verbesserung der Stickstoffeffizienz, die Stärkung der Vergärung von Wirtschaftsdüngern tierischer Herkunft und landwirtschaftlicher Reststoffe, der Ausbau des Ökolandbaus, die Verringerung der Emissionen aus der Tierhaltung und die Erhöhung der Energieeffizienz in der Landwirtschaft. Neben diesen fünf landwirtschaftlichen Maßnahmen kommen drei weitere für den Bereich ⁠Landnutzung⁠ und Landnutzungsänderungen hinzu: Humuserhalt und -aufbau im Ackerland, Erhalt von Dauergrünland und der Schutz von Moorböden. Alle praktikablen Maßnahmen sollten im erstmalig erarbeiteten Klimaschutzgesetz für Mecklenburg-Vorpommern bis Mitte 2023 berücksichtigt und dem Landtag vorgelegt werden.“

Hintergrund: Die aktuelle Vergleichsstudie „Thünen-Report 92“ von 2022 zwischen 40 ökologischen und 40 konventionellen Marktfruchtbau- und Milchviehbetrieben in vier Agrarregionen bestätigte die relative Vorzüglichkeit der ökologischen Betriebe. Die über zehnjährigen Untersuchungen zeigten bei allen ausgewerteten Indikatoren, dass der vielseitig organisierte ökologische Gemischtbetrieb dem ökologischen Marktfruchtbetrieb überlegen war. Flächenbezogen betrugen die Treibhausgasemissionen nur etwa 50 % der Emissionen konventioneller Vergleichsbetriebe. Aber auch unter Berücksichtigung der geringeren Erträge waren in den Untersuchungen die produktbezogenen Treibhausgasemissionen der Ökobetriebe geringer als in den konventionellen Betrieben. Dennoch gibt es im Öko-Landbau noch viel Potenzial zur Optimierung der Klimabilanz durch das einzelbetriebliche Management. Zudem schwächen die geringen Erträge und Milchleistungen die positiven Effekte des Öko-Landbaus ab.

Rückfragen: Agrarbündnis Mecklenburg-Vorpommern c/o: Dr. Burkhard Roloff (BUND) unter Tel.: 0385 52133913 und während der Tagung: 0176 25190600.

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